Aufruf zur Fehlerkorrektur - uns droht jetzt die Plastikflut!
2023-07-28T00:00:00

Aufruf zur Fehlerkorrektur - uns droht jetzt die Plastikflut!

Uns droht jetzt die Plastikflut!

Was die Änderungsvorschläge der europäischen Verpackungsordnung für die Umwelt wirklich bedeuten

Saverio Mayer, CEO Smurfit Kappa Europa, mahnt zu Anpassungen der Änderungsvorschläge. Denn die vorgeschlagenen Änderungen der europäischen Verordnung über Verpackungen und Verpackungsabfälle (PPWR) benachteiligen recycelbare Materialien wie Pappe – und bevorzugen Verpackungen aus fossilen Rohstoffen wie Kunststoff. 

Von Saverio Mayer, CEO Europa Smurfit Kappa

Stellen Sie sich vor, Sie sind für die Regulierung von Verpackungen in der Europäischen Union zuständig. Sie planen neue Vorschriften, um den Abfall und die Umweltverschmutzung zu reduzieren. Doch dann stellt sich heraus, dass der Gesetzesantrag, der eine Wiederverwendung von Verpackungen vorschreibt, eine Flut von Plastik verursachen wird. Das ist genau das Gegenteil von dem, was Sie erreichen wollen. Würden Sie trotzdem für den Antrag stimmen?
Die Antwort liegt auf der Hand. Doch genau vor diesem Dilemma steht die EU jetzt, da sie über die geplanten Änderungen der Verordnung über Verpackungen und Verpackungsabfälle (PPWR) berät. Dem Ziel, Verpackungsabfall zu vermeiden und eine Kreislaufwirtschaft zu etablieren, stimmen wir alle zu. Aber die jüngsten Änderungsvorschläge sind kontraproduktiv. Sie sehen eine starre Mehrwegquote für Verpackungen vor, die zu weit greift – und negative Auswirkungen mit sich bringen wird. Denn nachhaltige Materialien wie Pappe werden von diesen Änderungen pauschal benachteiligt.

 "Mit den Änderungen reduzieren wir nicht die Menge an Transportverpackungen aus Kunststoff – wir verdoppeln sie bis 2040“ 

Eine Analyse des Branchenverbands FEFCO hat ergeben, dass sich die Menge der Transportverpackungen aus Kunststoff nach der neuen Verordnung bis zum Jahr 2040¹ sogar verdoppeln könnte. Es ist außerdem bis heute nicht möglich, Plastik vollkommen umweltfreundlich zu produzieren und zu recyceln. Die Konsequenz daraus darf deswegen nicht sein, dass wir weiterhin Plastikberge produzieren im Namen der Wiederverwendung.  

Smurfit Kappa schraubt seit Jahren an allen Stellschrauben, um die Umweltauswirkungen von Verpackungen zu verringern und die Lieferketten weltweit effizienter und somit nachhaltiger zu gestalten. Wir nutzen unser Know-how im Bereich Innovation, um nachhaltige Verpackungen zu entwickeln, insbesondere Alternativen zu Kunststoff. Wir recyceln die Fasern unserer Kartons während ihrer Lebensdauer 25 Mal. Und am Ende können Sie einfach in die Natur zurückgeführt werden.Plastik hingegen kann oftmals gar nicht vollständig abgebaut werden – es bleibt viele Jahrhunderte in der Umwelt bestehen. Es wird aus fossilen Brennstoffen hergestellt und weltweit werden nur 9 Prozent recycelt². Selbst die geringe Menge an Plastik, die recycelt wird, muss am Ende des Zyklus verbrannt werden und setzt dabei CO₂ frei.

„Wir haben ein ausgezeichnetes Recyclingsystem für Pappe. Mit einer Recyclingquote von über 90 Prozent besitzt Pappe die höchste Recyclingquote aller Verpackungsmaterialien in Europa.“

Dem gegenüber stehen Produkte auf Papierbasis, die vollständig erneuerbar, recycelbar und biologisch abbaubar sind. Insbesondere Pappe übernimmt beim Übergang der EU zu einer Kreislaufwirtschaft eine wichtige Position. Wir verfügen über ein ausgezeichnetes, funktionierendes Recyclingsystem für Karton mit einer Recyclingquote von über 90 Prozent, der höchsten aller Verpackungsmaterialien in Europa. Verpackungen aus Wellpappe haben einen durchschnittlichen Recyclinganteil von 89 Prozent. ³
Karton sollte daher von allen verbindlichen Wiederverwendungszielen ausgeschlossen bleiben. Wir verdienen Mitspracherecht in dieser Debatte, da wir in der Branche nach wie vor führend in Bezug auf Nachhaltigkeit sind und eine große Rolle bei der Reduzierung des Kunststoffverbrauchs spielen. Neben unserer hohen Recyclingquote sind auch 94,3 Prozent unserer Verpackungen nach den Nachhaltigkeitsstandards von FSC, PEFC oder SFI zertifiziert (Chain of Custody).

Große Marken wie The North Face haben sich das Ziel gesetzt, Plastik zu reduzieren, und unser Unternehmen, Smurfit Kappa, hat sie dabei unterstützt - zum Beispiel durch die Abschaffung von Kunststoffbeuteln bei Online-Bestellungen zugunsten nachhaltigerer Verpackungen auf Papierbasis. Das Letzte, was die meisten Unternehmen erreichen wollen, ist eine Steigerung der Plastikmenge. Nicht nur die Kunden, sondern auch die Unternehmen haben inzwischen verstanden, dass wir auf den Erhalt der Natur angewiesen sind, um Sicherheit und Stabilität zu bewahren.
Diese Entwicklung wollen wir jetzt nicht wieder rückgängig machen! Plastik hat seine Berechtigung, wo es keine nachhaltigeren Alternativen gibt. Es gibt legitime Verwendungszwecke für Kunststoff wie bei medizinischen Geräten oder bestimmten Flüssigkeiten. Aber eine Verdopplung der Plastikmenge bei Verpackungen im Warentransport ist inakzeptabel.

Zielvorgaben wie die Mehrwegquote sollten nur dann eingeführt werden, wenn zweifelsfrei feststeht, dass sie gut für die Gesellschaft, die natürlichen Ökosysteme und die Wirtschaft sind. Umweltschützer wie Greenpeace haben Recht, wenn sie sagen, dass ein zunehmender Plastikgebrauch „von Natur aus unvereinbar mit einer Kreislaufwirtschaft ist"⁴. Es ist richtig, darauf hinzuweisen, dass es immer noch dringend notwendig ist, die Plastikproduktion zu reduzieren. Wenn die pauschale Quote nicht abgelehnt oder geändert wird, wird sie uns in die entgegengesetzte Richtung führen als dorthin, wo wir eigentlich ankommen wollen: in einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft, die bei der Wahl der passenden, nachhaltigen Materialien beginnt.

 

(1) https://www.politico.eu/sponsored-content/plastic-economy-the-unintended-consequence-of-reuse-targets

(2) https://www.unep.org/news-and-stories/story/plastic-treaty-progress-puts-spotlight-circular-economy


(3) https://www.fefco.org/lca/

(4) https://ipen.org/news/new-greenpeace-report-calls-out-toxic-hazards-recycled-plastic#:~:text=The%20report%2C%20%22Forever%20Toxic%3A,be%20hazardous%20to%20human%20health.