CEO im Interview: Investitionen in den eigenen CO2 Fußabdruck
Papierbasierte Verpackungen gehören, aufgrund ihrer hervorragenden Recyclingfähigkeit sowie der vollständigen biologischen Abbaubarkeit unter natürlichen Bedingungen, zu den nachhaltigsten Verpackungslösungen am Markt. Die forstbasierten Industrien, mit der Papierindustrie als einem wesentlichen Bestandteil, sorgen in Europa für eine jährliche Verbesserung der CO2-Bilanz um 806 Megatonnen. Das entspricht rund 20 Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes in der EU. Gleichzeitig verbraucht die Papier- und Verpackungsindustrie in ihren Produktionsprozessen Energie, so dass CO2 als Emission ausgestoßen wird – und hier liegen Optimierungsansätze und Handlungsfelder um den zukünftigen CO2 Ausstoß weiter zu reduzieren.
Wir haben mit Boris Maschmann, CEO von Smurfit Kappa in der DACH Region, gesprochen, um seine Sicht auf dieses Spannungsfeld zu verstehen und einen Einblick in die Zukunftsplanung von Smurfit Kappa zu erlangen.
Herr Maschmann, mit Verpackungen aus Papier liegen Sie derzeit voll im Trend und haben eine Alternative zu vielfach kritisierten Verpackungslösungen aus Kunststoff. Doch wie sieht es mit der CO2 Bilanz von Wellpappe aus? Kann die Wellpappenindustrie hier mit anderen Industrien mithalten?
Bevor ich auf das Thema der CO2-Bilanz von Wellpappe eingehe, möchte ich gerne „das Spannungsfeld“ zwischen den Verpackungen aus Papier und denen aus Kunststoff aufgreifen. Hier gibt es häufig Missverständnisse und einseitige Ansichten, die ich zunächst gerne ausräumen möchte – hier gibt es kein reines Schwarz und Weiß:
Die Hauptaufgabe von Verpackungen ist es, Produkte zu schützen. Da jedes Produkt, angefangen im Lebensmittelbereich, über die Elektronikindustrie bis zur Automobilbranche, seine eigenen individuellen Schutzansprüche hat, müssen auch die eingesetzten Verpackungen individuell gestaltet sein. Nehmen wir hier einmal die Pharmaindustrie als Beispiel, dann wird sehr schnell klar, dass Kunststoffe im Verpackungsbereich unabdingbar sind. Richten wir dem gegenüber den Blick auf Lebensmittel und die Obst- und Gemüsebranche, dann haben papierbasierte Verpackungen die Nase vorn, da sie die Produkte optimal schützen, für eine gute Luftzirkulation sorgen und durch die biologische Abbaubarkeit den Primärprodukten in nichts nachstehen.
Im Bereich dazwischen (also zwischen klarem pro Papier oder pro Kunststoff) gibt es jedoch Bereiche, in denen Well- und Vollpappe künstliche Stoffe ersetzen können und im Zuge der deutlich höheren Recyclingquoten im Papier für eine nachhaltigere Bilanz sorgen. Diese Bereiche gilt es sich genau anzuschauen und die nachhaltigste Lösung zu wählen – denn „mehr Nachhaltigkeit“ bedeutet nicht nur weniger Abfall, sondern führt auch zu einem reduzierten Ausstoß von CO2.
Insofern müssen wir uns immer die gesamte Wertschöpfungskette anschauen – von der Rohstoffgewinnung, über die Verarbeitung und die anschließende Logistik, bis hin zum Recycling und der Wiederverwendung. Erst dann kann man wirklich mit Gewissheit sagen, wie nachhaltig Produkte und die eingesetzten Verpackungen wirklich sind.
… und was tut Smurfit Kappa für die eigene CO2-Bilanz?
Unsere Arbeit beginnt in der Verpackungsentwicklung, indem wir leistungsbezogen den Fasereinsatz für Verpackungen festlegen und somit optimierte Verpackungen konzipieren. Hierbei berücksichtigen wir bereits in der Entwicklungsphase die CO2-Bilanz der Verpackung und stellen hierüber einen ressourcenschonenden Einsatz der Papierfasern sicher. Unsere globale Initiative „Better Planet Packaging“ hat so bereits für viele Kunden einen direkten Beitrag zur CO2-Reduzierung in der Supply Chain durch optimierte Verpackungen geleistet.
Wir investieren außerdem massiv in unsere eigenen Anlagen und Maschinen und reduzieren hierdurch ganz gezielt weiter unsere CO2-Emissionen. Beispielsweise investieren wir aktuell in unserer Papierfabrik in Zülpich und reduzieren unseren zukünftigen CO2-Ausstoß um 21% - allein dieses Projekt liefert ein Einsparungsvolumen von 55.000 Tonnen CO2, was dem CO2-Ausstoß von 37.446 PKWs pro Jahr entspricht.
Großinvestitionen zur CO2-Reduzierung werden bei Smurfit Kappa an zahlreichen Standorten umgesetzt. Beispielsweise haben wir in 2020 in unserem Papierwerk in Nettingsdorf (Österreich) einen neuen Kessel installiert, der CO2-Einsparungen von 40.000 Tonnen pro Jahr generiert. Die Liste an weiteren, geplanten Investitionen ist lang, denn wir stellen uns unserer Aufgabe und verfolgen unsere Nachhaltigkeitsziele mit aller Entschlossenheit. Wir sind uns daher auch sicher, das von der EU gesetzte Ziel von -55% CO2-Emissionen bis 2030 zu erreichen und haben dieses fest in unseren Unternehmenszielen verankert.
Wenn Sie in einigen Jahren auf die Entwicklung bei Smurfit Kappa zurückblicken, welches Ergebnis wünschen Sie sich dann zu sehen?
Ganz klar: So viele papierbasierte und recycelbare Verpackungen als Kunststoffalternative wie möglich auf dem Markt sowie Netto-Null-Emissionen unseres Unternehmens bis zum Jahr 2050. Dieses Ziel haben wir uns gesetzt und wir sind bereits heute auf einem sehr guten Weg dieses Ziel auch zu erreichen. Benchmarks auf diesem Weg sind die Meilensteine des Pariser Klimaabkommens bis 2030, an denen wir uns orientieren und die wir jedes Jahr versuchen zu übertreffen und damit unser Bestes geben, um unseren Teil zu einer positiven Zukunft beizutragen.